Montag, 14. Juli 2014

Gefahr erkannt, Risiko verdrängt

Die meisten Bundesbürger sind sich der biometrischen Risiken durchaus bewusst, dennoch mangelt es an ausreichender privater Vorsorge. Richten sollen es ihrer Meinung nach die gesetzliche Sozialversicherung und Hilfe aus dem persönlichen Umfeld. Auf der Angstskala ganz oben stehen schwere Erkrankungen und der Pflegefall. Das Risiko einer Berufsunfähigkeit, etwa infolge einer psychischen Erkrankung, nehmen die Menschen hingegen kaum zur Kenntnis. Immerhin jeder Dritte fürchtet Altersarmut. Dies sind die Kernaussagen der umfassenden Studie „Biometrische Risiken 2014", die forsa im Auftrag der Gothaer und des F.A.Z.-Instituts erstellt hat.

Angst vor Risiken im Alter

Gut jeder Dritte hat Angst, einmal berufsunfähig zu werden
Nur unzureichend decken die Deutschen die bestehenden biometrischen Risiken durch Versicherungsprodukte ab. Entsprechende Versicherungsarten weisen eher geringe Abschlussquoten auf. Selbst bei den Berufstätigen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren sichern sich nur 45 Prozent gegen das Risiko der Berufsunfähigkeit ab. Dabei sind sich die meisten Bürger der Lebensrisiken durchaus bewusst. Vor allem schwere Krankheiten und ein möglicher Pflegefall bereiten Sorgen. Jeder zweite Befragte unter 40 Jahren hat davor Angst, bei einem langen Lebensabend ein Dasein in Armut führen zu müssen. Frauen fürchten Schicksalsschläge eher als Männer. Das Pflegefallrisiko ist mittlerweile allen Altersgruppen bewusst.

Gründe für Berufsunfähigkeit

Gut jeder dritte Erwachsene hat Angst, selbst einmal berufsunfähig zu werden oder dies bei einem nahen Angehörigen zu erleben. Als potenziell größte Ursache für eine Berufsunfähigkeit sehen die Befragten Erkrankungen des Bewegungsapparats und Krebserkrankungen. Dagegen stufen sie realitätsfremd psychische Krankheiten sowie Krankheiten des Nervensystems als weniger bedrohlich ein. Fatale Fehleinschätzung: Die meisten Bürger rechnen im Fall einer eigenen Berufsunfähigkeit mit Leistungen der gesetzlichen Sozialversicherung. Sie soll den weiteren Lebensunterhalt finanzieren. Auch die große Mehrheit der Erwerbstätigen denkt nicht anders. Zwar verweisen die meisten Berufstätigen auch auf den privaten Versicherungsschutz, jedoch verfügen sie im Gegenzug nicht über eine zusätzliche BU-Absicherung.
Beim Thema Altersvorsorge haben die Bundesbürger erkannt, dass die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung allein für die Finanzierung des Ruhestandes nicht mehr ausreichen werden. Zwar hängen heutige Rentner noch überwiegend von der gesetzlichen Rente ab, doch die Jüngeren unter 30 planen ihre Altersversorgung breiter über kapitalgedeckte Produkte und andere Geldanlagen.

Nur ein Viertel hat eine private Pflegeversicherung
Geradezu besorgniserregend ist dagegen folgendes Ergebnis der Studie. Nur rund ein Viertel der befragten Bundesbürger gibt an, bereits eine Pflegezusatzversicherung abgeschlossen zu haben. Ein Teil der Personen, die bislang ohne einen Versicherungsschutz sind, ignoriert das Pflegefallrisiko. Stattdessen verlassen sich die Befragten im Ernstfall auf die Leistungen der gesetzlichen Sozialversicherung oder sie erwarten Unterstützung vom Lebenspartner und von den eigenen Kindern. Generell bestreitet aber nur eine kleine Minderheit, dass auch für sie das Risiko, ein Pflegefall zu werden, in Zukunft real ist.

 
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