Anleger erinnern sich noch heute mit Grausen an die "New Economy" und den Neuen Markt an der
Börse, welcher im März 1997 eröffnet und bereits im Juni 2003 wieder geschlossen
wurde. Der Neue Markt ist Geschichte, nicht aber, ohne vorher Milliarden
verschlungen und an der Börse Angst und Schrecken verbreitet zu haben. Der 10.
März 1997 ist für viele Privatanleger ein denkwürdiger Tag. Während in Frankfurt
die Sektkorken knallten und der Neue Markt mit dem Mobilcom-Börsengang eröffnet
wurde, steuerten Anleger direkt und ohne es zu ahnen auf den Verlust ihrer
Investitionen und den Ruin zu.
Schneller Reichtum durch ungebremstes Wachstum
Schon nach
kurzer Zeit waren zahlreiche Unternehmen notiert. Bereits nach 2 Jahren an der
Börse gab es 73, nach 3 Jahren 266 und im Jahr 2001 schon 337 Unternehmen auf
dem Neuen Markt. Die
Anzahl der ehemals 5,7 Millionen Anleger vervielfachte sich und erreichte 2001
den Höchststand von fast 12,9 Millionen Aktionären. Im Jahr 2002 feierte der
Neue Markt noch immer mit positiver Überzeugung sein 5. Jubiläum und verkündete
stolz aus Frankfurt, dass die Begeisterung für die Börse auch bei Kleinanlegern
immer stärker wächst und sich eine breite Bevölkerungsschicht für Aktien
interessiert.
Das Milliardengrab wurde geschaufelt
Durch enorme
Kursrallys geriet der neue Markt schnell als Zockermarkt in Verruf und es fiel
auf, dass Bilanzen nicht stimmten, viel zu aufgeblasen präsentiert wurden und
die "New Economy" auch mit Kursbetrug arbeitete. Der Leidtragende war der kleine
Aktionär, der durch diesen Markt sein Hab und Gut verlor und aufgrund seiner
Wünsche zum schnellen Gewinn unwiderbringliche Verluste generierte. Die Brüder
Haffa, Ikonen des Neuen Marktes
gestanden die gefälschten Bilanzen ihrer Medienfirma EM.TV ein und standen
letztendlich vor Gericht. Der Münchner Telematik-Spezialist Comroad hatte fast
seine gesamten Umsätze erfunden. Da auch strengere Regeln nicht halfen, zog die
Deutsche Börse die Reißleine. Die Schließung des Marktes wurde im Jahr 2002
fixiert und wurde für viele Anleger zum Gegenteil ihrer Erwartungen von
Reichtum.
Der Neue Markt hat auch positives hinterlassen
Die Idee
des Börsensegments war gut. Es sollten sich rasch wachsende Mittelständler
besser mit Risikokapital versorgen können. Vor allem für die damals
aufsteigenden Branchen Umwelttechnik, Telekommunikation, Biotechnologie und
Multimedia. Viele der damals in der Euphorie des Neuen Marktes an
die Börse gekommenen Unternehmen, haben dauerhaft den Kurszettel verlängert. Die
gesetzten Standards waren und sind auch heute in Europa noch beispielhaft und es
wurden breite Bevölkerungskreise für das Thema Aktien begeistert.
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